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Auf den Spuren von Eppelein und Gailingen

Auf den Spuren von Eppelein von Gailingen

Eppelein saß im Fünfeckigen Turm gefesselt und das Tageslicht drang nur spärlich in sein Gemach. Im Rathaus aber berieten die Herren über sein Schicksal, obgleich es da nicht viel zu bedenken gab. Einstimmig wurde der Nürnberger Erzfeind zum Tode durch den Strang1 verurteilt. Doch wollte man auch ihm jene Gnade nicht versagen, die man allen armen Sündern schenkte: Er durfte einen letzten Wunsch aussprechen. Als man ihn nun nach seinem Begehren fragte, da strich der Eppelein erst nachdenklich den Bart. Dann sagte er: „Nun mögt Ihr wissen, edle Herren, dass es für mich kein größeres Glück auf Erden gab, als auf meinem Pferd zu reiten. Lasst mich drum, ehe ich das Hochgericht besteige, noch einen Ritt tun, damit ich den Weg in die Ewigkeit leichter finden kann!“

Zwar argwöhnten nun die ganzen Klugen unter den Herren des Rates, der Eppelein würde doch nur um diesen Ritt bitten, um auf seinem Pferd zu entfliehen. Aber das schien ja ganz unmöglich; denn der Platz sollte von Landsknechten dicht umstellt werden, so dass an ein Entkommen nimmermehr zu denken war. Als nun in der grauen Frühe des nächsten Tages das Armesünder Glöcklein bimmelte, ritt Eppelein auf seinem Hengst langsam im Kreis um den Richtplatz. Wie ein undurchdringlicher Wall standen an drei Seiten die Nürnberger Stadtsoldaten mit ihren eisernen Lanzen und Hellebarden. Eppelein dachte erst gar nicht daran, zu entfliehen, denn dieses stählerne Gatter zu durchbrechen, das hieße den sicheren Tod suchen. Aber dort die Mauer, die war frei; hier hatte der Hauptmann keine Söldner hingestellt; denn hier fiel der Burgfels steil hinab in die Tiefe. Als Eppelein aber die Mauer sah und das weite Land dahinter und den blauen Himmel, der sich darüber wölbte, da dachte er: „Das Leben kostet es dich so oder so. Du hast manchen Ritt getan, der waghalsig war.“ Und so ließ er das Pferd antraben, nahm es hart am Zügel. Als er in der rechten Entfernung war, gab er dem Gaul die Sporen. Das Tier aber – als ob es seines Herren’ Willen verstanden hätte – bäumte sich hoch auf und sprang über die Mauer in die Tiefe hinab. Darunter war Sumpfboden. Roß und Reiter fielen also weich und blieben wie durch ein Wunder unverletzt. Das Pferd richtete sich sogleich auf und Eppelein schwang sich in den Sattel. Von der hohen Burgmauer starrten entsetzte Augen herab. Da standen sie droben, Kopf an Kopf, die klugen Nürnberger Ratsherren und die wackeren Stadtsoldaten. Eppelein lachte zu ihnen hinauf und schrie: „Hei, die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor!“ Daraufhin flogen die Lanzen und Spieße herab aus der Höhe wie Hagelschlossen. Die bohrten sich in den Boden ein. Aber keine von den spitzen Waffen traf den Eppelein. Er war schon davon geritten. Drüben im Wald verschwand er.

Heute noch zeigt man dem Fremden, der die Burg zu Nürnberg besucht, den Abdruck der Pferdehufe im Sandstein jener Mauerbrüstung.

Die 6. Klassen besuchten im Rahmen des Deutschunterrichts die Nürnberger Burg und begaben sich dort auf die Spurensuche des Eppelein von Gailingen.

Außerdem besichtigten sie die mittelalterliche Burg und genossen den Ausblick über die Stadt Nürnberg.